"heimat - eine idee"
Ausgangspunkt dieses sehr persönlichen Projekts sind Überlegungen zum Thema sprachliche Identität und Zugehörigkeit, trügerische Heimatgefühle und gebrochene Idyllen. Durch meine mundartliche und enge musikalische Verbundenheit zur Schweiz stellte sich mir immer dringlicher die Frage nach einer persönlichen künstlerischen Sprache. Wo bin ich beheimatet, nicht nur in Wort, sondern auch in Ton? Wo finde ich mein musikalisches Zuhause? Ist dies eine Konstante oder eine Variable? Prägt die Wortsprache die musikalische Ausdrucksweise? Gibt es spezifische Merkmale für Dichtung und Komposition im Dialekt?
Die Frage stellt sich auch noch viel allgemeiner: entsteht Heimat nur im eigenen Kopf oder ist sie auch ein politisches Konstrukt? Wie sehr brauchen wir das Gefühl der Heimat in einer Zeit, die uns permanent mit Heimatlosigkeit konfrontiert? Was bedeutet uns Heimat, wenn wir immer mehr mit Fremdem und Fremden konfrontiert werden? Können wir offen bleiben und Neues aufnehmen, ohne unsere Identität zu verlieren?
Zweifellos sollten wir das. Denn wenn Heimat, sowohl in als auch ausserhalb von uns, nicht ein veränderbarer Ort ist, droht sie als trügerische Gewissheit zu erstarren und an der sich permanent wandelnden Lebensrealität zu zerbrechen.
In den je nach Anlass verschieden zusammengestellten Programmen sind ausschliesslich Lieder von Schweizer LyrikerInnen und KomponistInnen zu hören, die zwischen 1800 und 2012 geschrieben wurden. Neben bekannten Namen wie Theodor Fröhlich, Othmar Schoeck, Meinrad Schütter, Jürg Wyttenbach, Heinz Holliger oder Rudolf Kelterborn finden sich auch viele vergessene KomponistInnen, deren Œuvre es neu zu entdecken gilt. Fast die Hälfte der Liedtexte sind in meiner Muttersprache, dem Alemannischen, verfasst, einem Dialekt, der sowohl in der Schweiz, in Süddeutschland und in Liechtenstein beheimatet ist, als auch in Grenzregionen von Österreich, Italien und Frankreich. Weitere Lieder erklingen in Schriftdeutsch, Romanisch, Französisch, Italienisch. Dabei befinden sich das Eigene, das Vertraute und das Fremde in einem andauernden Wechselspiel - das Fremde, von dem wir alltäglich umgeben sind, das wir uns permanent zu eigen machen und das damit einen Teil unseres Selbstverständnisses ausmacht.
Wie in einem Mosaik kommen immer mehr Steine in Form neu entdeckter oder aktuell geschriebener Lieder hinzu, die das Thema "heimat - eine idee" von immer neuen Seiten beleuchten.
Pianist dieses Programms ist Till Alexander Körber, mit dem ich seit über 25 Jahren gemeinsam musiziere.